on 29. Mai 2010 by Basti
Das lange Warten hat ein Ende, heute Abend darf/muss Lena zeigen, was sie drauf hat. Eine Chance hat sie, das Publikum vor den europäischen Fernsehern zu überzeugen, dass Satellite, dass sie, dass Deutschland den Eurovision Song Contest 2010 gewinnen muss.
Ginge es nach dem deutschen Publikum, könnte die ARD schon mal mit Stefan Raab für die Show „Unser Star für Berlin“ planen. Aber andere Länder dürfen ja auch noch ein Wörtchen mitreden. Die Engländer – zumindest deren Buchmacher – sehen Lena unter den Favoriten und als ernste Anwärterin auf den Titel. Da englische Buchmacher mit ihren Tipps meistens richtig, oder mindestens nah dran liegen, macht die Bewertung noch ein bisschen brisanter. Auch die Norweger haben die Deutsche auf der Rechnung. Alexander Rybak (der Vorjahresgewinner) und Didrik Solli-Tangen (der diesjährige Teilnehmer) versuchten sich im Vorfeld gar mit absurden Aktionen zu übertreffen, wer denn nun das schönste Geschenk im Falle eines deutschen Sieges habe. Solli-Tangen wollte mit selbst gebackenem Kuchen punkten, Rybak mit einer Kuh (!).
Absurd mutet auch die Diskussion auf YouTube an, die unter diversen Videos geführt wird. Lena – als Siegerin? Sie sei ja ganz nett, der Song sei ja ganz toll. Aber erstens müsse man schon aus Gründen der Gleichberechtigung auf eine Wahl zugunsten der „Big 4“ (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien) verzichten und zweitens könne man doch die Deutschen prinzipiell nicht wählen… Die mit ihrer Nazi-Vergangenheit…
Es artet also alles ein bisschen aus, sowohl in Europa, als auch in Deutschland selbst. Lena-Manie, wo man hinblickt: Eine Woche „TV Total Oslo Spezial“ live aus der norwegischen Hauptstadt. Berichte über Lena. Berichte mit Lena. Berichte über den Eurovision Song Contest. Letztes Jahr, ich erinnere mich noch, ging das ganze Gesinge den Deutschen eher am Allerwertesten vorbei. Man nahm zur Kenntnis, dass ein unbekanntes Duo mit einer bekannten Stripperin für Deutschland am Start sein würde, man nahm zur Kenntnis, dass ein Geige spielender Harry-Potter-Verschnitt als Favorit gehandelt wird. Man nahm am Ende zur Kenntnis, dass Harry Potter gewonnen und nackte Haut verloren hatte. Dieses Jahr ist alles anders: Lena gilt als Favoritin. Neben der Interpretin aus Aserbaidschan sollte etwas drin sein, für die deutsche Teilnehmerin. Und das glauben nicht nur die englischen Buchmacher.
Ich persönlich wage mich mal an diese Prognose: Lena kommt weit, gewinnt aber nicht. Sie kommt weit, weil sie die Gabe hat, das Publikum mitzureißen. Außerdem ist ihr Titel dreifach Gold und einfach Platin ausgezeichnet. Sie gewinnt aber nicht, weil „Satellite“ kein Song ist, der beim ersten Hören im Ohr bleibt und dann wahre Begeisterungsstürme auslöst. Ich selbst musste ihn mir mehrmals anhören, um ihn gut zu finden. Die gerade erwähnten Auszeichnungen gelten darüber hinaus nur für Deutschland, in Europa ist das Lied nicht ganz so beliebt. Ein Platz in den Top Ten ist aber auf jeden Fall machbar. Und das wäre schon um einiges besser als die letzten paar Auftritte von deutschen Teilnehmern.
Aber wer gewinnt denn dann? Sollte Aserbaidschan am Ende oben stehen, wäre es ganz im Sinne des ESC: Eine Ballade, leicht verdaulicher Pop. Frankreich kommt meiner Meinung nach auch weit, ihr später während der WM zweitverwerteter Song „Allez! Ola, Olé!“ taugt für gute Laune und Party. Die Türkei gefällt mir ebenfalls sehr gut, der Sound erinnert ein wenig an Muse. Belgien hat Milow dabei – zumindest klingt der Teilnehmer so. Wir werden sehen, welche Prognose sich heute Abend erfüllen wird – auf einen schönen friedlichen Eurovision Song Contest 2010!